Maschinensturm

Im Gefolge des mit Ende der 1820er-Jahre einsetzenden heftigen Modernisierungsschubes war in den industrialisierten Revieren Böhmens, des Wiener Beckens und der Wiener Vorstädte und Vororte ein rasch anwachsendes Fabrikproletariat entstanden, das sich zu einem beträchtlichen Teil aus ländlichen Zuwanderern und unmündigen Kindern rekrutierte. Ohne Recht auf Organisation und ohne jegliche soziale Absicherung waren sie periodisch wiederkehrenden Phasen der Arbeitslosigkeit und den damit verbundenen Verelendungsprozessen schutzlos ausgeliefert. In wilden Tumulten begann sich die Fabrikarbeiterschaft gegen ihre schrankenlose Ausbeutung aufzulehnen. 1847 brechen in Fünf- und Sechshaus vor dem Hintergrund einer katastrophalen Missernte massive „Brottumulte“ aus. Als dann, am 13. März 1848, anlässlich einer Sitzung der archaisch-parlamentarischen Institution der niederösterreichischen Landstände von Studenten und Bürgern die Forderungen nach einer Verfassung und den bürgerlichen Freiheitsrechten aufgestellt werden, erheben sich die Wiener Vorstädte in Revolte und Maschinensturm. Zeitgenössische Berichterstatter bemerken allerdings übereinstimmend, dass die Revoltierenden sehr wohl zu differenzieren wussten, ihren Unmut lediglich gegen bekannt inhumane Unternehmen richteten und Akte der Plünderung und unkontrollierten Vandalentums weitgehend zu verhindern wussten. Schließlich geht die Bekundung einer „moralischen Ökonomie“ aber in einen sehr konkret politischen Aufstand über. Mit Prügeln, Latten und Steinen bewaffnet ziehen die rebellierenden Massen über die Mariahilfer Straße gegen die Innenstadt, auf dem Glacis werden die Gasleitungsrohre aufgerissen und das ausströmende Gas entzündet. Ein furchtbarer Feuerwall um Wien begleitet das Ende der Herrschaft Metternichs.
 


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