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Brotkrawalle in den Wiener Vororten. [Reschauer, Geschichte der Wiener Revolution, Bd. 1, 28]
Eine sog. „Pressreform“ resultiert in einer „Zensuroberdirektion zur Regelung der Zensur“.
Heftiger Aufruhr unter den Bauern der Umgebung Wiens wegen der eingeforderten Robotleistungen.
Neuerliche Brotrevolten und soziale Unruhen in Fünfhaus und Gaudenzdorf [Reschauer, 77].
Gerüchte über einen bevorstehenden Staatsbankrott führen zu massiver Verunsicherung vor allem unter dem besitzenden und wohlhabenden Wiener Bürgertum.
Verwerfungen und Einbrüche an der Börse fördern eine Atmosphäre der allgemeinen Unsicherheit.
Plakate, die die Entmachtung und Vertreibung Metternichs binnen eines Monats ankündigen, werden beim Kärntner Thor angeschlagen. [Sammlung Steiner]
Die offizielle Nachricht von der Revolution in Paris trifft in Wien ein.
Lajos Kossuth, Kopf der magyarischen nationalen Auflehnung, spricht vor dem ungarischen Reichstag in Pest von den „Bleikammern des Wiener Regierungssystems“, „alles unterdrückend, lähmend, vergiftend.“
Der in Paris vollzogene „Umschwung“ wird, auf Veranlassung Metternichs, in der Wiener Zeitung als die Folge der „tief verderbten öffentlichen Meinung ganzer Klassen der Gesellschaft“ bezeichnet. [WrZtg, ÖStA]
Sturm der Einleger auf die Sparkassen. [WrZtg, ÖStA]
Adresse des Gewerbevereins an Kaiser Ferdinand mit der Bitte um mehr Vertrauen zum Bürgertum [Reschauer, 39].
Ein von Metternich inspirierter Beruhigungsartikel, der die „reformlüsternen Wiener“ auf das Wohlwollen der Regierung verweist, erscheint in der Wiener Zeitung. [WrZtg, ÖStA]
Übergabe einer am 8. März beschlossenen [Reschauer, 41] und von Studenten der Universität gezeichneten Adresse an den Kaiser; sie fordern Pressefreiheit und Freiheit an der Universität. [Reschauer, 69]
„Volkskundgebung“ vor dem Ständehause in der Herrengasse, Erzherzog Albrecht erteilt Schießbefehl; stürmische Tumulte in der ganzen Stadt, erste Opfer.
Zusicherung der Aufhebung der Zensur und Bewilligung der Bewaffnung aller Studenten und „gebildeten“ Bürger
In den Vorstädten Empörung der rechtlosen Arbeiterschaft, Zerstörung von Fabriken, Zollhäusern und Gemeindeämtern, Maschinensturm.
Die Vorstädte marschieren gegen die (Innen-)Stadt, der Aufruhr schlägt in eine Revolution um [Sammlung Steiner, Reschauer 233, 277, 289]
Entlassung und Flucht Metternichs [WrZtg, ÖStA vom 14. März]
Kundmachung über die Erteilung diktatorischer Vollmachten an FML Alfred Fürst Windischgrätz und unmittelbar drohender Sturm auf die Burg; Eroberung des bürgerlichen Zeughauses und Selbstbewaffnung durch revoltierende Arbeiter [Reschauer, 345]
Amtliche Bekanntmachung, dass der Kaiser „unter dem Drucke des Volkswillens“ die Zensur aufgehoben und Volksbewaffnung bewilligt habe. [Sammlung Steiner]
Nachdrückliche Einforderung einer Verfassung, die am späten Abend vom Kaiser in Aussicht gestellt wird.
Eine kaiserliche Proklamation, die am Abend angeschlagen wird, spricht von der bevorstehenden Verkündung einer Konstitution. [Sammlung Steiner]
Die geplante Errichtung einer Militärdiktatur unter dem Kommando Windischgrätz’ scheitert.
Verhängung des Standrechts, das aber bereits sechs Tage danach für aufgehoben erklärt werden muss.
Ökumenische und überkonfessionelle Leichenfeier für die in der Stadt Gefallenen.
Beisetzung der in den Vorstädten und Vororten in unbekannter Zahl gefallenen ArbeiterInnen in aller Stille [Namen, soweit zu eruieren]
Der Magistrat setzt einen Bürgerausschuss ein, Bürgermeister Ignaz Czapka, der am 16. März aus Wien flieht, wird seines Amtes enthoben und in weiterer Folge pensioniert.
Aufstand in Venedig.
Aufstand in Mailand.
Einsetzung eines verantwortlichen Ministeriums, das Schritt für Schritt die Zensur aufheben, die volle Pressefreiheit und eine bürgerlich-parlamentarische Verfassung erlassen soll.
Die bürgerliche Nationalgarde konstituiert sich und tritt zum ersten Male in den Dienst. [Sammlung Steiner]
Eine ministerielle Kundmachung verspricht die baldige Publikation eines Pressgesetzes, Verbesserung der Lage des Landvolkes, schleunige Einberufung der Abgeordneten aus allen Provinzen.
Massenhaftes Erscheinen von neugegründeten Zeitungen und einer Vielzahl von Flugblättern und Flugschriften, die allesamt einen radikal-oppositionellen Standpunkt beziehen, jedoch kaum konkrete politische Perspektiven aufzeigen. [Beispiele aus Sammlung Steiner]
Bildung eines liberalen ungarischen Ministeriums (Regierung) unter Ludwig Graf Batthyány.
Josef Graf Jelačić wird zum Banus (Vizekönig) von Kroatien gewählt.
Erste Lohnforderungen der Buchdrucker, Maurer und Schneider. Unterstützt von den Studenten, werden die Forderungen sukzessive auf Verkürzung der Arbeitszeit, Festsetzung eines Minimallohnes, Einschränkung der Lehrlingsausbeutung und der Kinder- und Frauenarbeit sowie Fürsorge für Kranke und Invalide ausgedehnt.
Erzherzog Albrecht, der zusammen mit Metternich aus Wien geflohen war, wird vom Generalkommando enthoben.
Eröffnung des deutschen Vorparlaments in der Frankfurter Paulskirche. Bildung einer konstituierenden Nationalversammlung nach demokratischen Prinzipien zur Erarbeitung einer Reichsverfassung.
Das provisorische „Pressgesetz“ erscheint. In einem obrigkeitsstaatlichen Grundtenor gehalten, gesteht es Pressefreiheit lediglich in sehr eingeschränkter Form zu; die Empörung ist allgemein, auf dem Universitätsplatz wird es symbolisch verbrannt.
Die schwarz-rot-goldene Fahne wird zum Freiheitszeichen gewählt.
Der als Stütze des Absolutismus und des Metternich’schen Systems verhasste Redemptoristen-Orden der Liguorianer wird vertrieben. [Sammlung Steiner].
Festsetzung der Löhne der Maurer durch den Magistrat.
Schriftsteller-Protest gegen das provisorische Pressgesetz.
Die erste, wenn auch auf einen ausgewählten Teilnehmerkreis beschränkte, allgemeine „Volksversammlung“ im Leopoldstädter Odeon, dem vornehmsten und mit verschwenderischer Pracht ausgestatteten Etablissement der Stadt. Am Tag des Straßenkampfes, dem 28. Oktober 1848, wird das Odeon bis auf die Grundmauern niederbrennen. [Sammlung Steiner]
Einsetzen eines kommunalen (später auch staatlichen) Beschäftigungsprogramms für Erwerbs- und „Brotlose“ in Form von wenig produktiven Erdarbeiten.
Proklamierung der angekündigten Konstitution („Pillersdorf-Verfassung“, nach Innenminister Franz Freiherr von Pillersdorf) durch die Regierung. Das ohne Einbindung einer Volksvertretung erlassene Verfassungsoktroi ist ein Konstrukt im Sinne der überkommenen ständischen Gesellschaftsgliederung: Ein Zensuswahlrecht nach Steuerklassen sieht ein Abgeordnetenhaus nebst einem ernannten Herrenhaus vor, dem Monarchen kommt das absolute Vetorecht zu; die bäuerliche Grundentlastung wird nicht angesprochen.
Allgemeiner Proteststurm gegen die Verfassung; ein demokratischer Forderungskatalog kristallisiert sich heraus: allgemeines, gleiches Männerwahlrecht, eine einzige, demokratisch legitimierte Abgeordnetenkammer, Einberufung eines konstituierenden Reichstages und dessen volle Souveränität.
Ernennung von Theodor Graf Baillet von Latour, Vertreter der äußersten politischen Rechten und Exponent der Idee einer Militärdiktatur, zum Kriegsminister.
Vorschein auf eine neue Phase der Revolution und die Barrikaden des Mai: „Katzenmusik“ als populare Protestform und akustische Signatur des Aufbegehrens.
Petition für „zensurlose“ Wahlen, i. e. freies und gleiches (Männer-)Wahlrecht zum Reichstag.
Petition für das Einkammersystem.
Konstitution eines gemeinsamen Politischen Zentralkomitees des Studentenausschusses, der Akademischen Legion und der gesamten Nationalgarden Wiens als Koordinationsinstrument der demokratischen Bewegung.
Sanktion des Wahlgesetzes für den Reichstag; Ausschluss der Arbeiterschaft vom Wahlrecht.
Tagesbefehl des formellen Kommandanten der Nationalgarde, FML Ferdinand Albrecht Graf Hoyos zur Auflösung des Zentralkomitees, Graf Latour zieht in und um Wien loyale Truppen zusammen.
„Sturmversammlungen“ der Studentenschaft.
Eine nach Tausenden zählende bewaffnete Menge, bestehend aus Akademischer Legion und der Mehrheit der Gliederungen der Nationalgarde, zieht zur Burg zwecks Überbringung einer „Sturmpetition“.
Einlenken des Kaisers und seiner Minister, Rücknahme des Auflösungsbefehls, Zusage zur Einberufung eines konstituierenden Reichstags mit nur einer Repräsentantenkammer, Durchführung von Wahlen ohne Einschränkungen.
Straßenkämpfe in Wien.
Flucht der kaiserlichen Familie aus dem revolutionären Wien nach Tirol.
Der Aufstand nimmt plebejisch-jakobinische Züge an, der Sturz der Monarchie und die Errichtung einer demokratischen Republik sind die Losungen des Tages. Die von Max Gritzner und Ludwig Hauk geleitete Constitution erklärt sich für die „Zertrümmerung Österreichs“ und die Vereinigung Deutsch-Österreichs mit Deutschland.
Die Börse schließt, ein Run auf Banken und Kassen setzt ein, Wertpapiere stürzen ins Bodenlose.
Selbstauflösung des Politischen Zentralkomitees.
Eröffnung der Deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche zu Frankfurt.
Unterrichtsminister Franz Freiherr von Sommeruga erklärt die Hochschulen für geschlossen; „Frequentationszeugnisse“ werden nur gegen Waffenrückgabe erteilt.
Ferdinand Graf Colloredo-Mannsfeld proklamiert in der Aula der Universität im Namen des Kaisers die Auflösung der offiziell unter seinem Kommando stehenden Akademischen Legion. Mobilisierung der bewaffneten Studentenschaft, der Vorstadtgarden und der durchwegs gut organisierten Erdarbeiter.
Abzug des Militärs in die Kasernen und weitgehende Zugeständnisse an die demokratische Volksbewegung, auf die nunmehr de facto die politische Macht übergeht.
Wien wird mit einem dichten Netz von Barrikaden überzogen, überall brennen „Wachfeuer“.
Der vorläufige Sieg der demokratischen Revolution äußert sich nicht zuletzt in einem symbolischen Akt: Erstmals ertönt in Wien öffentlich die „Marseillaise“.
Ein von Bürgern, Nationalgarden und Studenten gebildeter Sicherheitsausschuss zur „Wahrung von Ordnung und Sicherheit“ wird, unter dem Vorsitz von Dr. Adolf Ephraim Fischhof, als politisches Machtorgan eingesetzt. Doppelherrschaft mit starkem Übergewicht des Sicherheitsausschusses.
„In Wien war tatsächlich die Republik, leider ahnte dies niemand.“ (Karl Zenker)
Einsetzung einer Bürgerkommission für öffentliche Arbeiten, zwecks Beschäftigung von Arbeitslosen für „nützliche Bauten“.
In einer im Vorfeld heftig und kontrovers debattierten Kundmachung wird den Arbeitern das Wahlrecht zugestanden.
Insgesamt werden an diesem Tage 14.734 Arbeiter bei zwölf öffentlichen Bauten in Wien beschäftigt.
Erste Anzeichen sozialer Differenzierung und Spaltung aufseiten der demokratischen Kräfte. Im Sicherheitsausschuss wird die ständige Bereitschaft der Nationalgarde im Falle etwaiger Arbeiterunruhen beschlossen.
Niederwerfung der tschechischen Demokratie in Prag („Pfingstaufstand“), der erste große militärische Erfolg der Konterrevolution von hoher symbolischer Wirkung. Artilleriebeschießung der Prager Innenstadt durch Fürst Windischgrätz.
In Wien schwere soziale Konflikte bei den öffentlichen Erdarbeiten.
Gründung des Ersten Allgemeinen Arbeitervereins durch den Buchbindergesellen Friedrich Sander in der Beatrixgasse (Wien 3). Der Verein erfasste vornehmlich Handwerksgesellen und konnte binnen kurzem an die 2000 Mitglieder ausweisen.
Eintreffen der Nachricht über die blutige Niederwerfung der Pariser Arbeiterschaft durch die Garden des Kriegsministers Cavaignac.
Eröffnung des konstituierenden Reichstages.
Wahl Erzherzog Johanns zum „Reichsverweser“ durch das Frankfurter Parlament.
Uraufführung der Posse mit Gesang „Freiheit in Krähwinkel“ von Johann Nepomuk Nestroy im Leopoldstädter Carl Theater.
Eröffnung des neugewählten ungarischen Reichstags, der die Aufstellung einer nationalen Armee (Honved) sowie die autonome Steuereinhebung und Papiergeldausgabe („Kossuth-Noten“) beschließt.
Arbeiterdemonstrationen nach Verschlechterungen der allgemeinen Arbeitsbedingungen durch den Minister für Öffentliche Arbeiten, Andreas von Baumgartner.
Sturz des Ministeriums (Regierung für das Kaisertum Österreich) auf Druck des Sicherheitsausschusses.
Das neugebildete Kabinett des liberalen und als konziliant geltenden Innenministers Anton Freiherr von Doblhoff-Dier, „das demokratische Ministerium der Nothwendigkeit“, tritt sein Amt an. Ihm gehören mit Freiherrn von Wessenberg, Graf Latour und Justizminister Alexander von Bach ausgewiesene Vertreter der konterrevolutionären Militärpartei um Feldmarschall Alfred Fürst Windischgrätz an.
Feierliche Eröffnung des demokratisch gewählten Reichstages durch den Ende Juni von der Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche zum „Reichverweser“ gewählten Erzherzog Johann, der als die Galionsfigur einer Verbindung von Monarchie und Demokratie galt. Intellektuelle stellen eine qualifizierte Minderheit, dominieren aber den linken und radikalen Flügel.
Arbeiterunruhen bei Erdaushebungen in der Brigittenau, aufgrund von Lohnabzügen und (Massen-)Abschiebungen von Nichtzuständigen in ihre Heimat- und Herkunftsgemeinden.
Erste ordentliche Reichstagssitzung, in der sich unmittelbar zwei für den weiteren Verlauf der Revolution zentrale Problematiken stellen: die nationale Frage und die Bauernfrage.
Entscheidender Sieg Radetzkys in der Schlacht bei Custozza über Sardinien-Piemont und dessen verbündete nationalitalienische Aufständische, die sich im März gegen die österreichische Vorherrschaft erhoben hatten.
Der mit kaum 25 Jahren jüngste Reichstagsabgeordnete, der aus Deutschböhmen stammende Hans Kudlich, stellt den Antrag auf Aufhebung des Untertanenverbandes, also des bäuerlichen Untertänigkeitsverhältnisses mit allen daraus entspringenden Rechten und Pflichten.
Feier für die Gefallenen der Märzrevolution.
Arbeitermesse auf dem Glacis.
Vermehrte Arbeitskonflikte, Spannungen zwischen Tag- und Akkordarbeitern, Auseinandersetzungen der Erdarbeiter mit Lebensmittelhändlern, denen überteuerte Preise vorgeworfen werden.
Einstellung der Sonntagsarbeit in den Buchdruckereien.
Der siegreiche Radetzky hält die ganze Lombardei besetzt und zieht in Mailand ein.
Gesetzesvorlage Kudlichs zur Brechung der Fronknechtschaft: „Meine Herren! Was sie heute aussprechen sollen, ist kein Paragraph der Geschäftsordnung. Das ist die Thronrede des österreichischen Volkes.“
Die Gründung des Buchdruckergehilfen-Vereines „Gutenberg“.
Rückkehr des Kaisers nach Wien und damit Eintreffen der Nachrichten über den Triumph Radetzkys in Lombardo-Venetien.
Arbeitsminister Ernst von Schwarzer ordnet die Reduzierung des Taglohnes der Erdarbeiter um fünf Kreuzer (entspricht einem Drittel ihres Lohnes) an. Damit Einleitung der Endphase der Revolution. Erklärung des Justizministers Bach, keine „anarchischen und republikanischen Bewegungen“ zuzulassen.
Massive Proteste der Betroffenen, nicht zuletzt mit Mitteln der Posse, Satire und öffentlichen Schmähung; satirische „Leichenbegängnisse“, in denen ein Lehmpopanz mit Kreuzerstücken im Mund symbolisch zu Grabe getragen wird.
Erste Zusammenstöße zwischen Nationalgarde und Proletariern.
Arbeiterdeputation im Sicherheitsausschuss; Minister Schwarzer erklärt, „er werde, ehe er nachgebe, zehntausend Arbeiter niederschießen lassen“.
Erregte Debatten über die „Arbeiterangelegenheiten“ im Reichstag.
Bewaffnete Stadtgarden, Nationalgarde und Bürgerwehr treten am Praterstern einem Demonstrationszug der Erdarbeiter, der sich gegen die Innere Stadt hin bewegt, entgegen und eröffnen das Feuer.
Die „Praterschlacht“ endet in einem Blutbad, dem zahlreiche Frauen und Kinder aus den Reihen der Demonstranten erliegen (22 Tote und an die 300 Verletzte).
Selbstauflösung des Sicherheitsausschusses. Beginn der Abschiebung von ca. 10.000 weiteren Erdarbeitern aus Wien. Die inneren Widersprüche der Revolution treten immer deutlicher zutage; empfindliche Niederlage der Demokratie und entscheidende Verschiebung der Machtverhältnisse.
Leichenbegängnis der Augustgefallenen.
Karl Marx spricht im Wiener Demokratischen Verein. Am 30. August und am 2. September referiert er auf Einladung des Ersten Allgemeinen Arbeitervereins in den Josefstädter Sträußel-Sälen.
Totenfeier für die am 23. August gefallenen ArbeiterInnen am Währinger Friedhof.
Arbeitervereinsvorsitzender Sander regt die Errichtung eines Arbeiterausschusses aller Gewerbe an.
Veröffentlichung des mit 6. September datierten kaiserlichen Patents über die Aufhebung der Untertänigkeitsverhältnisse.
Der Reichstag beschließt das Gesetz über die Grundentlastung; die feudalen Abhängigkeitsverhältnisse wurden beseitigt, die Bauern zumindest formal zu freien Eigentümern ihres Landes.
Banus Josef Graf Jelačić, der „General der Konterrevolution“, marschiert mit seiner Armee gegen das aufständische Ungarn.
In Wien wird nach einer weiteren Trauerfeier für die August-Opfer der Saal des Gemeindeausschusses und danach die Wohnung des Innenministers Bach gestürmt.
Rücktritt Batthyánys und Übernahme der magyarischen Regierung durch Kossuth
„Kreditaktienvereins-Rummel“. Das Ministerium des Inneren auf dem Judenplatz wird erstürmt; massenhafte, vorwiegend von Handwerkern und Kleinunternehmern getragene Manifestation mit der Forderung nach dem Rücktritt Latours, Bachs und Schwarzers.
Alle Schaufenster der Inneren Stadt sind mit schwarz-gelben Fahnen, Bändern und Kokarden dekoriert.
Krawall in der Vorstadt Schottenfeld; ein Angriff kaisertreuer Garden fordert sieben Todesopfer.
Tod des Grafen Lamberg in Budapest
Windischgrätz beginnt mit der Zusammenziehung seiner Truppen in Böhmen und Mähren.
Die Ungarn schlagen die kroatischen Truppen Jelačićs bei Velecze zurück.
Ein kaiserliches Manifest bestimmt die Auflösung des ungarischen Reichstags, verhängt den Belagerungszustand über Ungarn und erklärt die Beschlüsse des Reichstags für ungültig.
Der ungarische Reichstag erklärt die kaiserliche Verfügung für ungesetzlich, sich selbst für unauflösbar und Jelačić zum Hochverräter.
Die enge Interessenkoalition zwischen dem konstitutionellen Kriegsminister Graf Latour und dem militärischen Arm der Gegenrevolution (Jelačić und Windischgrätz) wird öffentlich bekannt und löst einen Sturm der Entrüstung aus.
Ein in der Wiener Zeitung veröffentlichter kaiserlicher Erlass erklärt den kroatischen Banus Josef Graf Jelačić zum Statthalter und Oberkommandierenden der kaiserlichen Truppen in Ungarn.
Etliche Wiener Truppeneinheiten erhalten den Befehl zum Abmarsch nach Ungarn und zur Unterstellung unter das Kommando Jelačić.
Dagegen erheben sich die Arbeiterschaft, die Akademische Legion und ein großer Teil der Nationalgarde. Der Abmarsch eines Bataillons Richter-Grenadiere nach Ungarn wird unterbunden.
An der Taborbrücke kommt es zum offenen Kampf mit kaisertreuen Einheiten (Regiment Nassau), gleichfalls auf dem Stephansplatz.
Das am Hof gelegene Gebäude des Hofkriegsrates wird gestürmt und Kriegsminister Latour gelyncht.
In der Nacht zum 7. Einnahme des Zeughauses und Verteilung des dort befindlichen Waffenarsenals an die Aufständischen.
Bewaffnete Arbeiter- und Vorstadtgarden übernehmen den Schutz des in aller Eile zusammengerufenen Reichstages. Unter dem Vorsitz des polnischen Abgeordneten Smolka beschließt ein Rumpfparlament die Wiederherstellung des Sicherheitsausschusses und fordert den Kaiser zur Rücknahme des Manifests vom 3. Oktober auf.
Eine Massenflucht von Aristokraten und loyalen Reichstagsabgeordneten aus dem revolutionären Wien setzt ein, darunter Justizminister Bach und Reichstagspräsident Strobach.
Der Kaiser und der kaiserliche Hof fliehen zum zweiten Male aus der Reichshauptstadt, diesmal nach Olmütz, in die Nähe der Truppen seines Oberkommandierenden Windischgrätz.
Als neue Behörde konstituiert sich der freigewählte Gemeinderat, der die allgemeine Bewaffnung und die Aufstellung einer Mobilgarde anordnet.
Von Stuhlweißenburg kommend, dringt Jelačić mit seinen kroatischen Truppen in Eilmärschen bis zum 12. nach Rothneusiedel und Inzersdorf vor.
Der Literat Caesar Wenzel Messenhauser wird Oberkommandant der demokratischen Streitkräfte, die Verteidigung und Befestigung der Vorwerke übernimmt der polnische Revolutionsgeneral Josef Bem.
Barrikaden werden in der ganzen Stadt und sämtlichen Vorstädten aufgeführt, einige Kompanien Deutschmeister gehen zu den Verteidigern Wiens über.
Windischgrätz setzt seine Truppen gegen Wien in Bewegung, das kaiserliche Heer umfasst 100.000 Mann. Dem stehen 10.000 in den Mobilgarden zusammengefasste Arbeiter, die Akademische Legion und das aus demokratischen Intellektuellen bestehende Elitekorps, insgesamt an die 25.000 Verteidiger, gegenüber.
Als Deputierte der Frankfurter Linken kommen Robert Blum, Moritz Hartmann und Julius Fröbel nach Wien.
Erste Kämpfe bei St. Marx zwischen Jelačić-Truppen und Mobilgarden.
Manifest des Kaisers aus Olmütz, in welchem die Aufrechterhaltung aller Rechte und Freiheiten zugesagt wird; Felix Fürst Schwarzenberg wird zum Ministerpräsidenten ernannt.
Windischgrätz verhängt über Wien und Umgebung den Belagerungszustand.
Kampf des ungarischen „Entsatzheeres“ gegen Jelačić, dem Windischgrätz zu Hilfe eilt, im unmittelbaren Vorfeld Wiens.
Die Zufuhr von Lebensmitteln wird abgeschnitten.
Der Belagerungsring um Wien zur Gänze geschlossen. Verlegung des österreichischen Reichstages ins mährische Kremsier.
Ultimatum Windischgrätz‘, der die bedingungslose Kapitulation der Stadt fordert. Der Sicherheitsausschuss, der eine Art „demokratische Diktatur“ errichtet hat, lehnt ab. Ergebenheitsadresse des Gemeiderats an Windischgrätz.
Rückzug der Ungarn über die Leitha.
Der Kampf um Wien beginnt. Der Reichstag erklärt Windischgrätz’ Vorgehen für ungesetzlich. Schwere Kämpfe in der unmittelbaren Umgebung der Reichshauptstadt.
Windischgrätz lässt die Kaiserlichen zum Sturm auf Wien antreten, heroischer Widerstand der Verteidiger unter dem Kommando Bem.
Vordringen der Kaiserlichen zum Praterstern und zur Landstraße.
Neunstündiger Straßen- und Häuserkampf, der ganze Straßenzüge und Stadtviertel zerstört.
Friedrich Schwarzenberg spricht von einem „Schandnest mit ebenso niederträchtigen wie stupiden Bewohnern“.
Reichstag und Gemeinderat fordern die Kapitulation und richten einen diesbezüglichen Appell an Messenhauser. Arbeiter und Studenten verweigern die Waffenniederlegung.
Das ungarische Aufgebot wird bei Schwechat von kroatischen Truppen zurückgeschlagen. Windischgrätz beschießt die Stadt mit Artillerie.
Julius Becher, Redakteur des Blattes „Der Radikale“, und Hermann Jellinek, demokratischer Journalist, leiten die letzten Widerstandsaktionen, auf dem Stock-im-Eisenplatz oder am Schmelzer Friedhof, wo sich Reste der Mobilgarden verschanzt hatten, die bis auf den letzten Mann niedergemetzelt werden.
Wien wird im Sturm genommen, ca. 2000 Tote aufseiten der Revolutionäre.
Die schwarz-gelbe Fahne weht am Stephansturm.
Plünderung Wiens durch kaiserliche Truppen. Eine Verhaftungs- und Denunziationswelle durchläuft die Stadt. Misshandlungen der Zivilbevölkerung. Das Kriegsgericht tritt in Aktion; zahlreiche Hinrichtungen erfolgen „nach dem ordentlichen Gesetz“. Massenhafte zwangsweise Einziehungen zum Heer.
Treffen Lajos Kossuths mit dem entkommenen General Bem in Bratislava. Bem wird mit der Organisation und Führung der Siebenbürgischen Aufstandsarmee beauftragt.
Exekution Robert Blums.
Exekution Wenzel Cäsar Messenhausers.
Ein konstituierender Reichstag tritt in Kremsier zusammen.
Exekution Julius Bechers und Hermann Jellineks.
Kaiser Ferdinand, der sich zunächst geweigert hatte, teilt seinen Entschluss, dem Thron zu entsagen, in einem Handschreiben an Radetzky mit.
Kaiser Ferdinand „abdiziert“; der 18-jährige Franz Josef besteigt den Thron.
Alle demokratischen und Arbeitervereine werden aufgelöst; die Verhaftungen dauern weiter an.