Alfred Fürst Windischgrätz (Windisch-Graetz)

Am 8. Juli 1844, da Bahnarbeiter aus Karolinenthal in einer verzweifelten Erhebung gegen ihre elenden Lebens- und Arbeitsbedingungen gegen Prag marschierten, mündet ein von Fürst Windischgrätz sofort angeordneter Militäreinsatz in ein blutiges Gemetzel. Spätestens seit diesem Zeitpunkt gilt der 1787 in Brüssel geborene, 1804 zum Reichsfürsten erhobene und 1840 zum Feldmarschallleutnant ernannte kommandierende General von Böhmen als der konsequenteste und kompromisslosteste militärische Vertreter des autoritären Obrigkeitsstaates. Sein für den Hof unverzichtbarer Wert erweist sich ein weiteres Mal, als er den im Gefolge des Slawenkongresses offen zum Ausbruch gekommenen „Prager Pfingstaufstand“ der tschechischen Demokratie (12. - 17. Juni) mit Artillerieeinsatz zu brechen vermag – ein erster militärischer Erfolg der Konterrevolution und von enormer symbolischer Bedeutung. Konsequenterweise stattet ihn ein kaiserliches Manifest vom 16. Oktober mit außerordentlichen Vollmachten aus, zudem wird ihm das Oberkommando über die kaiserliche Armee (mit Ausnahme der Truppen Radetzkys) übertragen. Der nach Niederwerfung des revolutionären Wein mächtigste Mann des Reiches betreibt an führender Stelle die Abdankung („Abdikation“) Kaiser Ferdinands und zieht noch im Dezember 1848 an der Spitze dreier Heeressäulen gegen das rebellierende Ungarn, wo man ohne nennenswerte Gegenwehr bis nach Pest/Ofen vordringt. In weiterer Folge allerdings offenbarte sich rasch Windischgrätz‘ offenkundige Unfähigkeit in Belangen der regulären Kriegsführung – auf kaiserlichen Befehl vom 12. April 1849 wird der Oberbefehlshaber nach Olmütz berufen und seines Kommandos enthoben. Enttäuscht und verbittert zieht sich Windischgrätz zurück und widmet seine letzten Jahre der Restaurierung der alten Adelsprivilegien und im Besonderen dem Kampf gegen die bäuerliche Grundentlastung.

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