Oktoberrevolution

Mit den erstmaligen bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Bürgern und städtischem Proletariat am 23. August („Praterschlacht“) waren die inneren Widersprüche der Revolution mehr als deutlich zutage getreten; die am nächsten Tag vollzogene Selbstauflösung des Sicherheitsausschusses schien ihr unwiderrufliches Ende einzuleiten. Doch noch einmal sammelt sich die revolutionäre Demokratie in einem plebejischen Aufstand, der auf das engste mit der ungarischen nationalen Auflehnung verbunden ist. Der Hof hatte die bewaffnete Erhebung der Kroaten gegen die Magyaren forciert und mit kaiserlichem Erlass vom 5. Oktober den kroatischen Banus Josef Graf Jelačić zum Statthalter und Oberkommandierenden der kaiserlichen Truppen in Ungarn ernannt; zugleich wurde der ungarische Reichsrat aufgelöst. Dagegen erheben sich die Arbeiterschaft, die Akademische Legion und die Nationalgarde Wiens. Der Abmarsch eines Bataillons Richter-Grenadiere nach Ungarn wird unterbunden, Kriegsminister Graf Latour gelyncht und der kaiserliche Hof erneut zur Flucht gezwungen, diesmal ins mährische Olmütz. Zugleich aber zieht Fürst Windischgrätz eine Armee um Wien zusammen, die sich mit den Truppen Jelačićs vereinigt und über 60.000 Mann zählt. Ihr stehen 15.000 desorganisierte, schlecht ausgerüstete, militärisch kaum ausgebildete Verteidiger gegenüber – beinahe ausschließlich Arbeiter und Studenten, deren sprichwörtlicher Heldenmut noch über Jahrzehnte den Mythos des revolutionären Wien bestimmen wird.
 


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