Konterrevolution

Am 24. Oktober 1848 hatte ein überaus zäher und verlustreicher Kampf um Wien begonnen, am Monatsende war er entschieden. Fürst Windischgrätz verhängt den Ausnahmezustand über die Stadt, proklamiert das Standrecht, führt die Zensur wieder ein. In der Reichshaupt- und Residenzstadt läuft eine Verhaftungswelle, von 72 Todesurteilen werden 25 vollstreckt – darunter jenes gegen den Abgesandten der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt, Robert Blum, was besonders hohe Symbolkraft hat. Die Revolution war in ihrem Zentrum Wien geschlagen, und dem Fall Wiens folgte die gewaltsame Neuordnung der ungarischen Verhältnisse. Eben erst inthronisiert (2. Dezember 1848), entschließt sich der achtzehnjährige Franz Joseph zum Bündnis mit dem Erzfeind der europäischen Demokratie: Mit massiver zaristischer Waffenhilfe wird das aufständische Ungarn niedergeworfen, der Militärverwaltung unterstellt, dem zentralistischen Gesamtstaat eingegliedert. Am symbolträchtigen 6. Oktober 1849 (dem Jahrestag der entscheidenden Erhebung in Wien) werden dreizehn Befehlshaber der ungarischen Armee und der ehemalige Premierminister Lajos Graf Batthyány exekutiert. Hunderte Hinrichtungen, Erschießungen „auf der Flucht“, öffentliche Auspeitschungen, Zwangsrekrutierungen und Deportationen ergänzen das Schreckensszenario. Stellvertretend für Lajos Kossuth, Bischof Mihály Horváth und Guyla Andrássy, denen die Flucht gelungen war, schlägt man deren Bildnisse an den Galgen.
 


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